Wer, der künstlerisch arbeitet möchte das nicht? Den eigenen Stil, den eigenen Ausdruck, die eigenen Themen finden.
In meinem Workshop „Die Unvollendeten“ wurde ich beim Abschlussgespräch gefragt, wie denn der eigene Stil entwickelt werden könne. Diese Frage brachte eine interessante Diskussion in Gange, stellt sich doch erst einmal die Frage, was das „Eigene“ der persönlichen künstlerischen Arbeiten ausmacht.
Im besten Falle ist ein Kunstwerk so speziell, dass Außenstehende erkennen, von wem es stammt. Das heißt der Stil, die Art der Darstellung oder das Thema sind unverwechselbar und haben einen Wiedererkennungswert.
Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht, wie das gelingen kann:
- Alleinstellungsmerkmal suchen
- Themen ausarbeiten, die die eigene Persönlichkeit wiederspiegeln, erlebte Momente, Stimmungen oder Gefühle umsetzen.
- verschiedene Facetten und Variationen dieses Themas erarbeiten.
- Ein Thema mit Leidenschaft entwickeln und aus Überzeugung arbeiten.
- Spezielle Farbgebungen, Werkzeuge, Materialien verwenden, die dann einen Wiedererkennungswert haben.
- Sich nicht beirren lassen und dran bleiben, ein Motiv wieder und wieder malen
- Etwas anders tun als alle anderen, die diese Technik verwenden.
- Nicht zu perfekt arbeiten, denn dies geht häufig auf Kosten des Ausdrucks.
- Nicht von gemalten Bildern arbeiten und kopieren, sondern eigenständig bleiben
(Dies ist unter anderem auch eine Frage des Urheberrechts).
- Es kann auch ein Weg sein, sich von realistischen Darstellungen zu lösen und die Malerei zu verfremden, also abstrakter oder expressiver zu arbeiten, damit ein eigener Stil entsteht.
- Eine Analyse der bisher entstandenen Arbeiten kann helfen, sich auf das „Eigene“ zu focussieren. Erst feststellen, was schon vorhanden ist, um diese Elemente noch stärker hervorzuheben.
Es ist schwierig in dieser Zeit der Datenflut und Bilderflut authentisch zu bleiben und das „Eigene“ zu verfolgen. Überall und in vielen verschiedenen Medien werden Kunstwerke gezeigt, ob bei Facebook, Instagram, ob bei Ausstellungen, Zeitschriften oder Katalogen. Das Gesehene nehme ich auf, verarbeite es und es kann sein, das ich das Gesehene auf eine andere Art und Weise unterbewusst in meine eigenen Arbeiten einfließen lasse. Wenn ich aus dem Gesehenen etwas Neues mache, weiterentwickle oder neue Zusammenhänge herstelle, finde ich das in Ordnung. Anders ist es, wenn ich das Gesehene kopiere und nur unwesentlich verändere, das ist in meinen Augen schon etwas problematisch. Auf dem mittlerweile riesigen Markt der Vermittlung der malerischen Techniken ist es schwer, dass nicht alle Teilnehmer nach Kursende so malen wie der Dozent oder die Dozentin. Auch die Stepfolgen in meinen Büchern regen dazu an, gewisse Motive einmal nachzuarbeiten. Ähnlichkeiten bringen manchmal schon die verwendeten Materialien mit sich, die eine gewisse Optik und Eigenschaft haben.
Nach Erlernen einer besonderen Technik stellt sich mir immer die Frage: Was mache ich mit diesem Material? Wie möchte ich dieses verwenden? Wie binde ich es in meine Themen ein? Welche Möglichkeiten habe ich, weiter damit zu experimentieren und wirklich etwas Neues, Eigenes zu kreieren? Das Künstlerische, wirklich Schöpferische fängt für mich erst da an, wo die Technikvermittlung aufhört. Materialexperimente sind toll und spannend. Aber mir genügt das nicht. Besonders Trendmaterialien, die im Augenblick einen Hype erfahren, lassen alle Bilder schnell gleich aussehen und das „Eigene“ ist schwer zu finden. Kunst wird daraus erst durch mein eigenes Zutun. In dem ich beim Experimentieren nicht stehen bleibe, sondern weitergehe, das Bild verändere um es zu meinem Werk mit dem speziellen Ausdruck zu machen. Da gehört auch eines dazu. Ausdauer. Aber auch Wissen. Und Übung. Je mehr ich dranbleibe, desto wahrscheinlicher ist es, meinen eigenen Ausdruck, der meine Arbeiten unverwechselbar macht, zu finden.
Viel Freude bei allen Experimenten,
lass Farbe fließen,