Mein Lieblingspinsel – Nichts für Vorsichtige

Dieser Pinsel ist geeignet für sehr experimentierfreudige Maler/innen, denn er ist so wunderbar unkontrollierbar.
Der Laoshan / Chinesischer Malpinsel Nr. 12

Es ist ein kräftiger Ziegenhaarpinsel mit weißem, langem Haar. Haarlänge ca. 9,7 cm, Stiellänge 21,5 cm, Ø 1,9 cm. Er hat einen dicken Bambusstiel. Der Pinsel kostet etwas über 20 € (z.B. bei Boesner) und ist eine wirklich gute Investition. Mit seiner langen Spitze kann fein gearbeitet werden, mit mehr Druck auf die Spitze wird der Strich breiter. Dadurch erhältst Du einen „Duktus“ im Strich. Mit dem Pinsel kannst Du auch auf großen Formaten ausdrucksstarke Linien setzen.

Die Farbe, mit der Du arbeitest, muss fließen. Das geht sehr gut mit Tusche, Airbrushfarbe und Aquarellfarbe, aber auch mit gut verdünnter Acrylfarbe. Dabei sollest Du darauf achten, die Acrylfarbe gleichmäßig zu verdünnen, damit der Pinsel die Farbe gut aufnehmen kann, das Ziegenhaar des Pinsels ist sehr saugfähig und schwingt sehr gut.

 

Foto: © Markus Jung

Warum ich diesen Pinsel aber liebe, ist das er macht was er will. Die Farbe läuft aus und es tropft und schlabbert auf dein Bild. Es ist ein Werkzeug, bei dem Du lernst, die Kontrolle abzugeben. Eine kleine Hintertür kannst Du auflassen, um die Sache zu kontrollieren: Trockne die bisher gemalten Flächen, bevor der Pinsel zum Einsatz kommt. So hast Du die Möglichkeit Tropfspuren wegzuwischen oder allzu wilde Linien zu reduzieren.

Du kannst als Finish Linien in Dein Bild setzen, um die Spannung zu erhöhen. Ich setze Linien und besonders Pinsellinien aber auch als Zwischenschritt ein, um ein neues Formgefüge zu erhalten. Dabei können die Linien im nächsten Schritt wieder eingearbeitet werden. Deswegen nehme ich scheinbar missglückte Linien nicht weg, sondern überarbeite sie eher mit durchscheinenden Farbflächen oder decke sie stellenweise ganz ab. Das bringt Tiefe ins Bild und diese „verunglückten“ Linien fügen sich häufig doch wirkungsvoll in die Komposition ein und bringen die Leichtigkeit ins Bild. Oder aber ich sprühe die noch feuchten Linien mit der Wasserspritze an, damit die Linien (aber nur zum Teil) weich verlaufen. So entstehen ebenfalls transparente Farbflächen, die die vorhandenen Elemente des Bildes zusammenfügen. Dabei muss ich aber, wie generell bei flüssiger Farbe, darauf achten, welche Farben ich übereinander lege, damit die Stimmung nicht zu trüb wird (also keine Komplementär-Farben übereinander schichten).

Foto: © Markus Jung

Am besten kannst Du mit diesem Pinsel im Stehen arbeiten, bei sehr großen Formaten würde ich Dir sogar raten, das Bild auf den Boden zu legen, damit Du genügend Abstand hast und Du aus dem Schwung arbeiten kannst. So hast Du auch einen besseren Überblick. Wichtig ist auch die Haltung beim Malen. Fasse den Pinsel nicht zu fest an, sondern lasse ihn locker zwischen zwei Fingern pendeln. Lass auch den Arm locker um so lockerer und unverkrampfter wird Dein Strich sein. Versuche einmal, nicht nur weiche Wellenlinien zu arbeiten sondern durch Bewegung und Richtungswechsel mehr Ausdruck zu erreichen. Mit der Zeit entwickelst Du auch mit diesem Werkzeug Deine eigene Handschrift.
So, ich hoffe ich konnte Dich für dieses tolle Arbeitsgerät begeistern (Und nein, ich bekomme keine Provision von Boesner ;-)) und vielleicht liegt er ja dieses Jahr bei dem ein oder anderen von Euch unter dem Tannenbaum....

Viele Freude bei allen Experimenten,

lass Farbe fließen,

Angelika

 

Kommentar von Elisabeth Büschler |

Super, liebe Angelika. Ich habe ihn schon lange und habe ihn noch nie benutzt. Das wird sich jetzt ändern.
Liebe Grüße
Elisabeth

Antwort von Angelika Biber

Liebe Elisabeth,

dann freue ich mich doch, dass ich Dir diesen wunderbaren Pinsel näher bringen konnte. Bin gespannt wie es dir beim Erproben ergeht 🙂

Herzliche Grüße,

Angelika

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