Deine Bilder gehören an die Wand

Kunst verändert Räume

Wenn ich für mich male, geht es normalerweise um das Tun im Augenblick und den Prozess. Natürlich möchte ich auch irgendwann ein Ergebnis in den Händen halten, aber das steht beim Einstieg in das Bild nicht im Vordergrund. Als freischaffende Künstlerin male ich auch öfter zweckgebunden, also für ein Video, für ein Buch, Schrittfolgen für einen Artikel oder bei einer Malvorführung. Aber gerade in den aktuellen Zeiten ist das Malen wie eine Therapie für mich. Ich habe deswegen neuerdings regelmäßige Atelierzeiten eingerichtet. Alle Sorgen bleiben vor der Ateliertür und ich schaffe es meist, das aktuelle Geschehen in der Welt auszublenden.

Für mich als Künstlerin ist es also existenziell, mich durch meine Kunst auszudrücken. Meine Persönlichkeit und meine Stimmung (die, in der ich bin und auch die, in der ich gerne sein möchte) fließen über Farbe und Duktus in das Bild ein. Das ist in der Arbeit sichtbar. Die Betrachtenden spüren später diese Stimmung, die durch das Bild in den Raum transportiert wird. Wenn also mein Bild in einem Raum hängt, gebe ich etwas von mir in den Raum hinein. Es verändert die Atmosphäre im Zimmer. So verändert Kunst Räume.

Du kennt das Thema „Hängung“ vielleicht auch von Ausstellungen. Bestimmte Bilder nebeneinander können ihre Wirkung gemeinsam steigern und im Positiven bestärken, sie können sich aber auch gegenseitig einengen, sodass keines von beiden gut zur Geltung kommt.

Deswegen möchte ich heute die Präsentation der Kunst betrachten und meine Gedanken mit dir teilen. Da ich nicht nur Künstlerin, sondern auch Designerin bin, finde ich die Integration von Kunst im Wohnumfeld sehr spannend.

Individualität
Kunst verleiht dem Raum etwas individuelles, persönliches und gibt diesem einen besonderen Ausdruck. Ein Bild kann einem Raum zudem mehr Tiefe geben, mehr Lebendigkeit, mehr Wärme, mehr Dynamik. Deswegen sollte ein Bild auch gut gewählt sein, weil es den Raum verändert. Es sollte den Bedürfnissen der Bewohner angepasst sein und nicht nur optisch gut passen, sondern auch von der Anmutung her und von der Aufgabe des Raumes, in dem das Bild hängt.

Tiefe
Abstrakte Horizonte oder Landschaften können dem Raum mehr Tiefe bringen. Gerade dort, wo kein Licht hineinfällt oder der Raum eng ist, kann ein Horizont den Blick in die Tiefe führen und den Raum öffnen.

Anordnung, Statik, Dynamik, Ruhe
Je nachdem wie die Malerei sortiert ist und die Pinselstriche angeordnet sind, ändert sich ebenfalls die Wirkung. Dynamische Pinselstriche bringen Lebendigkeit und auch ein bisschen Unruhe an die Wand, eine waagerechte Anordnung mit weichen Übergängen und wenig Pinselduktus, wie z. B. bei einem Horizont machen den Raum ruhiger.

Struktur – Unruhe – Ruhe
Auch Bilder mit sehr vielen Strukturen können Unruhe in den Raum bringen. Wobei diese Wirkung sich bei Gestaltungen, die Ton in Ton gehalten sind, deutlich reduziert. Wie unruhig die Struktur wirkt, hängt auch von der Größe des Raumes ab, bzw. dem Abstand, in dem das Bild betrachtet wird.

Wärme
Je nach dem in welchen Tönen das Bild gehalten ist, kann der Raum wärmer oder kühler wirken. Die Farben des Bildes tauchen den Raum durch die Reflexion der Farben in ein anderes Licht. Auch das Licht im Bild selbst wirkt sich auf das Zimmer positiv aus und gibt ihm eine freundliche Ausstrahlung.

Leichtigkeit
Im Augenblick haben Designs häufig etwas Leichtes und Reduziertes. Bilder die Leichtigkeit transportieren, drücken das Lebensgefühl des Minimalismus aus. Feine Linien, Transparenzen und zarte Farbtöne machen den Raum schön luftig.

Oberfläche – Glanz oder matt
Ich bin ein Fan von matten Oberflächen, deswegen firnisse ich meine Bilder auch nie. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Hochglänzende Oberflächen lassen den Raum etwas kühler und cleaner wirken. Ebenso wie in der Malerei würde ich auch in der Einrichtung mit Wiederholungen arbeiten, also raue Texturen oder Glanz irgendwo noch mal im Raum auftauchen lassen.

Kontraste - Harmonie
Natürlich funktionieren auch harte Kontraste gut, z. B. ein weiß gehaltener Raum und intensive, reine Farben im Bild. Oder Glänzende Objekte zu matten Oberflächen. Auch dies ist Geschmackssache. Wichtig ist, bewusst zu machen, dass der intensivste Farbton im Raum auch den Blick dorthin zieht. Dahin lenkst du den Blick, ob es nun das Bild oder das Sofakissen ist. Im Idealfall werden einige Farbtöne im Bild vom Interieur im Raum aufgegriffen, damit sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt.

Dominanz
Überlege dir gut, ob die Dominanz des Bildes auch der Nutzung des Raumes gerecht wird. Rote Töne sind sehr intensiv und anregend, es ist gut zu prüfen, ob das Bild auch längerfristig die richtige Wirkung in den Raum trägt. Wenn du diesen Raum zur Entspannung nutzt, ist das rote Bild vielleicht nicht passend, für das Arbeitszimmer aber vielleicht schon.

Art der Präsentation
Auch ob du die Arbeit rahmst oder ohne Rahmen präsentierst, macht einen Unterscheid. Ein gut gewählter Rahmen stärkt natürlich die Bildaussage und sorgt auch bei unruhigen Bildern für eine ruhige Einfassung. Ich finde eine rahmenlose Aufhängung wirkt jedoch etwas moderner. Auch dies ist wieder eine individuelle Entscheidung. Ganz interessant ist da auch die Wirkung eines Passepartouts bei Papierarbeiten oder Aquarellen. Der weiße Rahmen sorgt für eine Konzentration und wirkt sofort wertiger. Ich persönlich mag jedoch auch gerne bei Papierarbeiten eine ambulante Präsentation, ohne Passepartout und Rahmen, nur mit einer Metallklemme aufgehängt. Das wirkt frisch und jung. Kann ja nicht schaden 😉

Einzelstück oder Kombination
Bei mehreren kleineren Arbeiten hast du viele Möglichkeiten der Hängung – Als Fries nebeneinander oder untereinander gehängt, je nachdem wieviel Platz zu Verfügung ist. Eine serielle Hängung lässt auch kleinere Arbeiten größer wirken, und es ist spannend ein Thema zu variieren.
Eine andere Hängemöglichkeit ist die Petersburger Hängung. Hier werden einfach ganz viele verschiedene, unterschiedlich große Formate dicht neben einander gehängt, quasi wandfüllend. So wird die Wand zu einem gesamten Kunstwerk.

 

Hoffentlich hat dir dieser Blogartikel ein paar neue Gedanken gebracht und du siehst die Platzierung deiner Kunst nun mit anderen Augen. Und genau so sehr hoffe ich, das deine Bilder an die passenden Wände kommen (oder vielleicht auch schon sind), sei es bei dir zu Hause oder bei Menschen, die du mit deiner Kunst begeistern und erfreuen kannst.

Ich bin keine Innenarchitektin und es gibt sicher Personen, die diesbezüglich noch mehr Erfahrung haben als ich, aber ich habe in diesem Artikel einfach mal ein paar Punkte zusammengefasst, weil ich bei Verkäufen immer wieder begeistert bin, wenn das Bild wie für den Raum gemacht erscheint.

Die Profis der Raumgestaltung unter euch können gerne weitere Tipps und Anregungen in die Kommentare geben, ich freue mich auf neue Sichtweisen.

Lass Farbe fließen, viel Freude bei allen Experimenten,

Angelika

PS.: Die hier verwendeten Bilder habe ich mit der App Artrooms gemacht. Aber es gibt einige solcher Apps, durch die ihr eure Kunst in Räume bringen könnt. Es ist auf jeden Fall super toll, zu sehen, wie die eigene Kunst an der Wand wirkt, die nicht das eigene Wohnzimmer ist.

6 Kommentare

  1. Hanna Punte
    14. April 2022

    Liebe Angelika,
    das ist wirklich toll, deine Bilder so zu präsentieren!
    Die Bilder gewinnen dadurch, aber auch die Räume. Ich werde mir auch solch eine App runterladen und das einmal mit meinen Bildern ausprobieren —

    Liebe Grüße, Hanna

    Antworten
    1. Angelika Biber
      25. April 2022

      Liebe Hanna, danke für deine Nachricht. Ich war in Urlaub, deswegen meine Antwort erst jetzt. 🙂
      Ich war wirklich begeistert, die Bilder einmal in einem anderem Umfeld zu sehen. Ich verkaufe ja zwar auch einiges und ich freu mich dann sehr über Fotos vom Raum mit meinen Arbeiten, aber die Fotos in der App sind wirklich sehr professionell und die Wirkung ist dadurch noch klarer. Also klare Empfehlung, viel Spaß beim Ausprobieren.
      Liebe Grüße, Angelika

      Antworten
  2. Martina Schmidt-Gail
    15. April 2022

    Liebe Angelika,
    Vielen Dank für diesen Artikel. Er gibt mir neue Ideen der Raumgestaltung.
    Ich vermisse leider auf deiner Seite ein Hinweis auf deine Bilder. Wo kann ich diese erstehen und aussuchen.?
    Für einen Hinweis bin ich dankbar.
    Bitte nehme mich auch wieder auf deinen Verteiler auf.
    Schöne Ostern
    Liebe Grüße vomRhein

    Antworten
    1. Angelika Biber
      25. April 2022

      Hallo Liebe Martina, sehr gerne 🙂 Ich war in Urlaub, deswegen meine Antwort erst jetzt.

      Meine Bilder findest du auf meiner Homepage in der Galerie. Dort kannst du zumindest schon mal schauen. Wenn du dort etwas findest, was dich interessiert, können wir auch gerne einen Termin im Atelier ausmachen. Ich habe auch schon einige Male Bilder versendet.

      In den Verteiler kann ich dich aus rechtlichen Gründen der Datenschutzverordnung nicht selbst aufnehmen, das müsstest du selbst machen. Einfach auf meiner Seite zum newsletter anmelden und den Link, den du per email erhältst wieder bestätigen.
      Ganz liebe Grüße, Angelika

      Antworten
  3. Elisabeth
    31. Mai 2022

    Super mit dieser App, aber geht die auch auf den PC zu laden, anscheinend nur über Android, und wenn über PC, dann mit der Endung .akp oder so, Wäre schön, wenn Du mir antwortest. LG Elisabeth

    Antworten
    1. Angelika Biber
      31. Mai 2022

      Hallo liebe Elisabeth, es gibt eine ganze Reihe apps, die so etwas anbieten. Du findest sicher etwas für dich Passendes. Die hier verwendete heißt artrooms und ich habe sie auf mein iPad geladen. Die Fotos kann ich ich dann unter Fotos abspeichern und überall benutzen, auch auf dem Pc. Ich glaube nicht, dass du die App direkt auf den Pc laden kannst, aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe auch keine Informationen in meiner App dazu gefunden.
      Liebe Grüße, Angelika

      Antworten

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