Tust du es schon oder traust du dich noch nicht?

Ausstellen heißt sichtbar werden

Im Augenblick habe ich eine kleine, aber feine Ausstellung, die erste nach Corona. Ausstellungen zu organisieren sind immer mit viel Arbeit verbunden und zudem noch eine aufregende Sache.

Im Vorfeld sind viele Überlegungen notwendig, um eine stimmige Schau zu konzipieren. Du musst eine Auswahl deiner Arbeiten treffen und überlegen: „Was zeige ich?“ Wie möchtest du nach außen wahrgenommen werden? Es ist auch ein „Wie zeige ich mich?“ Nimmst du aktuelle Arbeiten, triffst du eine themenbezogene Auswahl oder möchtest du eher deine Bandbreite sehen lassen?

Indem du den Schritt nach draußen gehst, gibst du viel von dir preis und besonders, wenn du sehr authentisch arbeitest, offenbarst du den Betrachtenden viel von deinem Inneren.

Das kostet dich eventuell Überwindung und macht angreifbar. Manchmal lässt die Kritik nicht lange auf sich warten. Ist deine Kunst zu laut, zu leise, zu farbig, zu grau, nicht künstlerisch genug? Oder sogar nicht gut genug? Ist das überhaupt Kunst? Die Angst vor negativem Feedback kann schon einschüchtern, und sei es nur die Stimmen der eigenen, inneren Kritiker.

DEINE KUNST MUSS NICHT JEDEM GEFALLEN!

 

Was soll Kunst können?

Meiner Erfahrung nach sind Ausstellungen aber eher ein Ort der schönen, positiven Gespräche mit interessiertem oder sogar sachkundigem Publikum. Sie sind eine tolle Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen und sich mit ihnen über die eigene künstlerische Sichtweise auszutauschen. Durch diese Gespräche mit kunstaffinen Menschen oder anderen Kunstschaffenden wird mir immer ganz klar, wo ich gerade stehe. Da hilft es auch, die eigenen Beweggründe während der Gespräche in Worte zu kleiden.

Auf einer Ausstellung vor einigen Jahre machte ich eine Installation zu meiner eigenen Familiengeschichte mit dem Thema Flucht. Die Ausstellung hatte den Titel „Andere Welten“ und für mich waren die Erzählungen meiner Eltern und meiner Oma immer eine absolut andere Welt, da sie in ehem. Jugoslawien geboren wurden und erst durch die Flucht während des 2. Weltkriegs über Österreich nach Deutschland kamen.

Mein Kunstobjekt veranschaulichte diese Geschehnisse. Selten hatte ich so viele spannende Gespräche mit den Besuchern, wie bei dieser Ausstellung. Einige kamen selbst aus einer geflüchteten Familie, sei es im Weltkrieg oder Jahre später aus der damaligen „Ostzone“ Deutschlands, bis hin zu aktuelleren Konflikten, wodurch die Menschen gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.

Mein Objekt hatte den Anknüpfpunkt für den Austausch gegeben und viele berührt. Das war sehr spannend für mich und ich glaube auch für die Betrachter intensiv.

Installation: "Heute hier, morgen dort" 2015

Verkäufe

Ausstellungen sind auch eine Möglichkeit, mit Kunstankäufern in Kontakt zu treten. Auch Fremde finden durch Einladungen und Pressearbeit den Weg in die Kunstschau und erhalten so die Möglichkeit, dich und deine Kunst kennenzulernen. Für mich als professionelle Künstlerin ist das Verkaufen meiner Bilder normal. Zwar gebe ich nicht jedes Bild gleich gerne in fremde Wohnzimmer ab, aber ein Verkauf bedeutet für mich auch, wieder neue Bilder malen zu können. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn sich jemand in eins meiner Werke verliebt und dafür Geld ausgibt. Ich versuche allerdings, mich nicht nur über die Menge meiner Verkäufe zu definieren. Das sagt nichts über die Qualität meiner Arbeiten aus. Ein zu starkes Fokussieren darauf macht mich wieder unfrei.

Leider wird Kunst oder der Beruf als Künstler:In jedoch meist sehr idealistisch gesehen, auch oft von den Betreffenden selbst. Du gehst ja deinem „Hobby“ nach und es macht dir Spaß zu malen. Dafür verlangst du auch noch Geld? Ok, so etwas habe ich zwar bisher noch nicht gehört, aber in diese Richtung ging schon der ein oder andere Kommentar. Die andere Frage ist häufig: Kann man davon leben? In Künstlerkreisen gehört es aber manchmal zum guten Ton, nicht monetär zu denken. Ich möchte auch mein Schaffen nicht dem Markt anpassen, damit ich besser verkaufe. Dennoch muss es so sein, dass ich für meine Arbeiten angemessen bezahlt werde, denn nur so kann die Kunst aus der „Hobby-Schiene“ geführt werden und als ernstzunehmender Beruf betrachtet werden. Ein schmaler Grat.

Auszustellen ist, wie wir sehen, so viel mehr als nur ein paar Bilder aufzuhängen. Es ist eine sehr komplexe und vielschichtige Angelegenheit, manchmal enttäuschend und manchmal voller Freude. Es gehört Selbstbewusstsein dazu, dich zu zeigen.

Egal, was passiert, diesen Schritt musst du mutig gehen, damit du dich weiterentwickelt. Kunst muss geschaut werden und unter die Leute! Auch wenn du nur für dich malst, kannst du dennoch mit deinen Bildern andere Menschen glücklich machen.

Kunst berührt, macht glücklich, begeistert, lässt hoffen. Und das ist es, was wir in dieser Zeit nötiger brauchen denn je!

Viele Freude bei allen Experimenten, lass Farbe fließen,

Angelika

5 Kommentare

  1. Elke Reiff-Bormann
    20. November 2023

    Großartig!!!!!!

    Elke Reiff(Grafikerin!

    Antworten
  2. Elke Reiff-Bormann
    20. November 2023

    Ich wiederhole:
    Großartig!!!

    Elke Reiff- Bormann

    Antworten
    1. Angelika Biber
      20. November 2023

      Liebe Elke, herzlichen Dank für dein Feedback. Ich freue mich 🙂
      Ganz liebe Grüße, Angelika

      Antworten
  3. Sigrid Janecko
    16. Dezember 2023

    Liebe Angelika, vielen Dank für deinen Worte zum Thema Ausstellung!
    Sie sind sehr erhellend,was meine eigenen Zweifel betrifft. Gleichzeitig wird klarer, warum ich “trotzdem” nach draußen gehen sollte und letztlich muss,wenn ich mich weiter entwickeln will.
    Ich habe bisher drei Ausstellungen mit Bildern meiner (mehrfachbehinderten) Kunsttherapie -Klientinnen organisiert. Das war jedes Mal sehr anstrengend und sehr befriedigend. Die nächste sollte vielleicht tatsächlich meine eigene sein… Noch mal Danke und herzliche Grüße,Sirij

    Antworten
    1. Angelika Biber
      16. Dezember 2023

      Liebe Sigrid, herzlichen Dank für dein Feedback, ich freue mich, dass du mit meinem Beitrag etwas anfangen konntest. Und ja, für die Weiterentwicklung gehört das “nach draußen gehen” unbedingt dazu. Früher habe ich regelmäßig für Grundschulkinder meiner Kunst-Ag’s kleine Ausstellungen organisiert. Es war immer sehr schön anzusehen, wie stolz die ihre Werke präsentierten. Die Erwachsenen müssen manches wieder lernen, was bei Kindern naturgemäß gegeben ist. Ich wünsche dir gutes Gelingen für den nächsten Schritt, lieben Gruß, Angelika

      Antworten

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