Geht es Dir auch so wie mir? Nicht nur gefühlt hat dieser Winter nur wenig Sonnenlicht und Farbe für uns bereitgehalten, zumindest im Kölner Raum. Ich hatte dieses Jahr zwar das Glück, einige Zeit in den immergrünen Tropen verbringen zu dürfen, aber der Gegensatz kommt mir deswegen besonders krass und grau vor.
Da hilft nur eins: Gib Farbe aufs Bild! Nur welche? Häufig bewegen wir uns in Farbwelten, die wir „im Griff“ haben. Kombinationen, die sich bewährt haben, die wir mögen, die harmonisch sind. Die uns aber auch nicht herausfordern. Ein bisschen langweilig vielleicht? In meinem Design-Studium habe ich es gelernt, stimmige Farbkollektionen rauf und runter zu mischen und habe dadurch mein „Farbsehen“ trainiert. Auch Du kannst ganz einfach ungewöhnliche Farbkreationen entdecken und entwickeln.
Beim experimentellen, prozessorientierten Arbeiten musst Du zum Einstieg nicht schon das ganze Farbkonzept im Kopf haben, es reichen zunächst nur 2 Farbtöne, die schöne Mischtöne ergeben d.h. auf dem Farbkreis nebeneinander liegen. Es sollten keine Komplementärfarben sein (d.h. Farben, die auf dem Farbkreis gegenüber liegen) denn dann würdest Du sehr trübe grau-braun Töne erhalten.
Dazu wählst Du noch weitere 1-2 Farbtöne zum Aufhellen bzw. Abmischen (Z.B. Weiß, Elfenbein, Sand oder Hellgrau)
Nehmen wir mal an, Du verziehst Primärgelb und Himmelblau hell miteinander, dann erhältst Du, je nach dem wie viel Du von der jeweiligen Farbe verwendest, verschiedene Gelb-Grün-Blau-Töne.
Durch den Zusatz von Weiß oder Elfenbein erzielst du viele fein nuancierte Mischtöne, die zum Teil rein sind, zum Teil aber auch Pastelltöne ergeben. Du hast jetzt also verschiedene Farbtöne gemischt und auch verschiedene Farbqualitäten.
Diese Wirkung kannst Du verstärken, in dem Du noch eine weitere Farbe (z.B. Grau oder Kiesel dazu gibst, mit der Du trübere Nuancen erreichst.) Jetzt hast du nicht nur reine Farben und Pastelltöne auf Deinem Bild, sondern auch gebrochene, trübe Farben.
Noch ein paar dunklere Schattentöne geben schon etwas Tiefe, hier durch Linien mit einem dunkelblauen Woody (Hell/Dunkel Kontrast – aber dazu ein anderes Mal mehr).
Und nun? Im Augenblick bist Du noch in einfachen Farbklängenunterwegs. Damit kannst Du nichts falsch machen. Durch Einarbeitung der Gegenfarbe (Komplementärfarbe) kannst Du die Farbwirkung jedoch noch steigern. Ausgehend von den entstandenen Grüntönen wäre dies ein Rotton. Noch komplexer wäre Dein Farbklang, wenn Du jetzt noch wenige Akzente in unterschiedlichen Rot-Qualitäten verwendest z.B. kaltes Magenta oder warmes Orange (hier Karminrot, Goldgelb).
Natürlich kannst Du auch noch mit weiteren Nuancen/Qualitäten Deiner bisher verwendeten Farben spielen. Ich habe hier noch ein warmes Gelb (Azogelb dunkel) einen neon-pinken Ölstick, ein kühles Grün (Paul-Veronese-Grün), und zwei weitere Blautöne (Himmelblau und Ultramarin) verwendet. Probier es aus! Jede dazugesetzte Farbe bringt einen anderen Klang ins Bild.
Wenn Du Dich intensiver mit Farbe und Farbstimmungen auseinander setzen möchtest kann ich Dir ein Buch empfehlen: Faszination Farbe von Brigitte Doege-Schellinger aus dem Englisch Verlag. Ich arbeite sehr häufig damit, neben der klassischen Farbenlehre enthält es viele Naturfotos, Malereien und Illustrationen, die zur Inspiration dienen können.
Und zum Abschluss noch ein kleiner Tipp: Je mehr Du Dich mit Farbmischungen und Farbqualitäten beschäftigst, desto mehr Töne und Kombinationen begegnen Dir auch anderswo. Ein weitere tolle Inspiration sind z.B. Kochzeitschriften. Auch hier werden häufig Komplementärfarben serviert
Und nun ran an die Pinsel, viele Freude bei allen Experimenten, lass Farbe fließen,
Angelika
Kommentar von lewerentz |
Sehr inspirativ ! Besten Dank für die Teilung.
Antwort von Angelika Biber
Sehr gerne! Es freut mich, dass ich inspirieren konnte!
Lieben Gruß, Angelika
25. Juli 2019
Das ist wirklich inspirierend. Deine Beiträge sind immer stimmig und fundiert … sie motivieren. Danke für den Einblick in deine tolle Farbpalette!
Ich lese regelmäßig deine Beiträge .. es ist wie eine kleine Kunst Zeitschrift für mich
Grüsse aus Schweden
25. Juli 2019
Danke für das schöne Feedback:-)
Ich freue mich sehr das der Beitrag inspirieren konnte. Und wie schön das die Reichweite des Blog bis in den hohen Norden geht! Herzliche Grüße Angelika
28. Januar 2021
Soeben habe ich deine inspirierenden Bilder gesehen. Ich dies sicher ausprobieren. Du bist eine tolle Künstlerin. Liebe Grüße
Toni
29. Januar 2021
Hallo Toni, danke schön 🙂
Viel Freude beim ausprobieren und gutes Gelingen,
Herzliche Grüße, Angelika